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Loveparade-Katastrophe: Ernsthafte Aufklärung sieht anders aus

Sascha H. Wagner; DIE LINKE. NRW
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Anlässlich der Zeugenvernehmung von Rainer Schaller im Loveparade-Prozess, erklärt Sascha H. Wagner, Landesgeschäftsführer der NRW-Linken:

„Es ist schon eine perfide Inszenierung, die von manchen Zeugen im Loveparade-Prozess dargeboten wird. Zwar hat sich der Chef der damaligen Loveparade-Veranstalterfirma 'Lopavent', Rainer Schaller, vor Gericht nicht annähernd so empathielos aufgeführt, wie Duisburgs ehemaliger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass es Schaller eher darum ging, ein neuerliches PR-Desaster zu verhindern und in der Öffentlichkeit nicht als ähnlich gefühlskalt und verantwortungslos wie Sauerland wahrgenommen zu werden. Der CDU-Politiker hatte bei seiner Zeugenvernehmung im Mai nicht einmal den Anstand besessen, Verantwortung für die Tragödie zu übernehmen und sich bei den Angehörigen der Opfer zu entschuldigen.

Die NRW-Linke bleibt dabei: Die Verantwortlichen und politischen Entscheidungsträger hätten sich auf der Anklagebank und nicht im Zeugenstand wiederfinden sollen. Auch der damalige Ordnungsdezernent Duisburgs, Wolfgang R., der dafür gesorgt haben soll, dass die Loveparade trotz geäußerter Sicherheitsbedenken des örtlichen Bauamtes nicht abgesagt wurde und der damalige polizeiliche Einsatzleiter Kuno S. hätten vor Gericht gestellt werden müssen.

Explizit teilt Die Linke die Einschätzung des ehemaligen Bundesinnenministers Gerhart Baum (FDP), der einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Tragödie gefordert und betont hatte, dass die Verantwortlichkeit für das Unglück 'nicht allein auf das Strafverfahren reduziert werden' könne. 'Erhebliches Organisationsverschulden der zuständigen Behörden' habe 'unabhängig von der individuellen strafrechtlichen Verantwortlichkeit zur Katastrophe erheblich beigetragen', hatte Baum kritisiert. Die nordrhein-westfälische FDP, die seit der vergangenen Landtagswahl gemeinsam mit der CDU die NRW-Landesregierung stellt, hätte auf die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses drängen müssen. Durch ihr Nichtstun hat sie sich einmal mehr unglaubwürdig gemacht. Das gesamte Vorgehen der Verantwortlichen in etablierter Politik und Justiz ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Angehörigen der Opfer und der Menschen, die die damalige Tragödie überlebt haben.“