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Nach der Corona-Krise ist vor der nächsten Epidemie: Gesundheitsämter für die Zukunft rüsten

Sascha H. Wagner; DIE LINKE. NRW
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Einmal pro Tag veröffentlicht das NRW-Gesundheitsministerium aktuelle Zahlen, wie viele Menschen sich in Nordrhein-Westfalen mit dem Corona-Virus SARS-COV-2 infiziert haben. Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) und die Johns Hopkins University bieten aktuelle Zahlen. Vergleicht man die Werte, fällt auf: Es gibt große Unterschiede. Vor allem Fallzahlen einzelner Gesundheitsämter in Nordrhein-Westfalen hinken in der RKI-Sammlung hinterher. „Wir müssen feststellen, dass die Meldeketten der Behörden in den einzelnen Kommunen NRWs sehr langsam sind. Verwundern muss uns das aber nicht: Die Haushaltssituation der Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ist insgesamt nach wie vor kritisch. Auch die Gesundheitsämter sind in den vergangenen Jahren systematisch kaputtgespart worden, damit in den Haushaltssicherungskonzepten die schwarze Null stehen kann“, erklärt Sascha H. Wagner, gesundheitspolitischer Sprecher von DIE LINKE in NRW.

Den Gesundheitsämtern fehlt es zum einen an Personal. Eine Umfrage des WDR Anfang März dieses Jahres hatte ergeben, dass in zwei Dritteln der abgefragten Gesundheitsämtern Ärzt*innen-Mangel herrscht. Zum anderen hatte eine Arbeitsgruppe aus Expert*innen 2015 dem NRW-Gesundheitsministerium ein Arbeitspapier zum Infektionsschutz vorgelegt, in dem unter anderem kritisiert worden war, dass das Land NRW seit 1994 keine landeseigenen Labore mehr betreibt, die die Gesundheitsämter in Notsituationen unterstützen.

„Eine solche Notsituation haben wir jetzt. Fünf Jahre lang haben die Landesregierungen die Hinweise der Experten ignoriert. Darunter leiden müssen jetzt die Mitarbeiter*innen in den Behörden und die Bevölkerung. Auch in Sachen Ausstattung gibt es einigen Nachholbedarf. Es kann nicht sein, dass Gesundheitsämter im Jahr 2020 Zahlen noch per Fax melden“, kommentiert Wagner und fordert: „Die Landesregierung muss, wenn die sogenannte Corona-Krise ausgestanden ist, die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufholen und die Gesundheitsämter besser auf Notsituationen vorbereiten. Denn es herrscht unter Forscher*innen Einigkeit, dass wir in der nahen Zukunft werden wir vermehrt Epidemien begegnen werden.“